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Juli 2014 – Vom Bademeister zum Freischwimmer

Vor acht Wochen gab mein Youngster Paul sein Debüt im 1*-Bereich. Leider endete die Geländestrecke für uns ziemlich nass. Nach diesem kleinen Stolperer, hatte ich doch leichte Bedenken, ob sich Paul wieder in die Fluten stürzen würde. Noch dazu, wo Wasser erst in der vergangenen Saison zu seinem Element werden musste. Aber wie sich herausstellte, waren meine Sorgen völlig unbegründet. Zurückgekehrt an die Stätte, wo Paul 2013 die Bundeschampionatsqualifikation gewann, zeigte mein Sechsjähriger in diesem Jahr erneut, wie pudelwohl er sich in Hünxe fühlt. Quasi als wäre es sein hauseigenes Planschbecken.

Schon in der Dressur ließ er hier und da sein großes Potential aufblitzen. Das 60er Viereck liegt ihm mit seiner großen Übersetzung viel mehr. Da fällt es auch nicht auf, wenn ich auf Grund eines Staus, gefühlt nur fünf Minuten Zeit zum Abreiten hatte. Mit ganz leichtem Handgas konnte ich das Riesenbaby durch die Aufgabe steuern. Einzig beim Halten und in der Unbeweglichkeit hatten wir kleine Unstimmigkeiten. Dafür gab es leider nur vier und fünf Punkte.  Aber ich weiß ja woran es lag. Vielmehr freue ich mich über die eine oder andere acht, die schon in Pauls Protokoll steht. Das zeigt mir: Wir sind auf dem richtigen Weg! Mit gut 48 Miesen lagen wir nach der Dressur auf einem aussichtsreichen 15. Platz.
Wie erwartet war das samstägliche Gelände anspruchsvoll gebaut. Einige Aufgaben der Strecke stellten gerade junge Pferde vor eine Herausforderung. Als ich gefragt wurde, an welchem Sprung ich mir Gedanken mache, antwortet ich Hindernis 1 bis 21. Und so war es auch wirklich. Der einzige, der mich Lügen strafte, war Paul. Mit riesen Sätzen über den ersten Sprüngen, zeigte er mir, wie viel Freude er an dieser Teildisziplin hat. Hinzu kommt, dass die Aufbauer in Hünxe den Pferden immer wieder Gelegenheit bieten, ans Galoppieren zu kommen. Für meinen riesen Schlacks nahezu ideal. So gab es mit Paul weder am ersten noch am zweiten Wasser eine Diskussion. Auch in der Sunken Road bewies mein Youngster, welche Übersicht er sich in den vergangenen Monaten angeeignet hat. Immer mehr merke ich, wie sehr sich das Training bei Bettina in Warendorf auszahlt! Nach 21 fehlerfrei überwundenen Hindernissen kamen Paul und ich auf die Sekunde genau ins Ziel. Damit gewann er die Geländeprüfung. Als sechsjähriges Greenhorn! Ich kann gar nicht beschreiben, wie stolz ich auf ihn bin.
Durch die Verfassung am nächsten Tag stolzierte er wie ein alter Gockel – frisch und kamerageil wie immer. Paul war mir fast ein bisschen zu munter. Neigt er doch in dieser Stimmung zu kleinen Streichen. Bis wir im Springen aber an der Reihe waren, hatte sich seine ausgelassene Stimmung in ruhiges Interesse am Treiben gewandelt – Gott sei Dank! Schon beim Abgehen des Parcours wusste ich, dass es für uns schwer werden würde, ohne Fehler zu bleiben. Aber mit einem Null-Fehler-Ritt hätte Paul seine erste CIC* Platzierung im zweiten Anlauf sicher gehabt. Nur, dass wir bis jetzt immer einen Flüchtigkeitsfehler mit ins Ziel gebracht haben. So war es dann auch in Hünxe. Ein ganz leichter Fehler mit der Hinterhand und die Stange rollte aus ihren Auflagen. Allerdings blieben von den 51 Starten im abschließenden Springen nur 15 Reiter ohne Fehler. Somit verloren wir nur einen Rang. Überglücklich beendete ich mit Paul die Prüfung auf dem 14. Platz und war auch noch sicher in der Platzierung. Damit hat Vicco Pop unter Beweis gestellt, dass er sich nach dem Bademeister von Everswinkel aus dem großen Schatten Carls freigeschwommen hat und nicht länger das Nesthäkchen in meiner Truppe ist.