Dressur | Springen | Vielseitigkeit | Ausbildung für Pferd und Reiter
Wenn ich vom Turnier nach Hause fahre, dann nehme ich meistens ein Gefühl mit. Entweder bin ich zufrieden oder eben nicht. Aber als ich mich aus Langenhagen auf den Heimweg machte, wusste ich nicht so recht, was ich von Pauls CIC* halten sollte. Auf der Minus-Seite steht ganz eindeutig sein schlechtestes Dressurergebnis mit 46,6 Strafpunkten. Hinzu kommen wieder einmal ein Springen mit einem Abwurf und eine Verweigerung im Gelände. Gesamt betrachtet machte das Rang 38 mit 70,6 Miesen. Eindeutig ein Ergebnis, das hinter den Möglichkeiten meines Youngsters ist. Immerhin wäre Platz sieben machbar gewesen. Während der dreistündigen Fahrt nach Düsseldorf, hatte ich jedoch genügend Zeit auch Punkte für die Plus-Seite unserer Vorstellung herauszuarbeiten. Für die Dressur schlägt zu Buche, dass Paul die Aufgabe zum ersten Mal unter Prüfungsbedingungen gelaufen ist und ihm nicht wirklich ein Fehler passierte. Er lief auf dem Rasenviereck einfach mit etwas angezogener Handbremse. Auch das kann ich ihm verzeihen. Lassen sich doch seine Auftritte in der Dressur auf Gras an zwei Fingern abzählen. Außerdem erinnerte ich mich an Carls Aufgaben, die im Schritt schon mal unter seinem schwachen Nervenkostüm litten. Da war ich glücklich mit einer 46er Runde aus dem Viereck zu kommen. Genauso wie in der Dressur, fand ich gute Aspekte für Pauls Springen. Hindernis zwei hätte er zwar wirklich nicht abwerfen müssen. War doch das so ungefähr der einzige Sprung, welchen ich ziemlich optimal traf. Das sich im gegenüberliegenden Zelt ein Mensch bewegte und damit Pauls Aufmerksamkeit auf sich zog, zähle ich einfach noch zur Rubrik „Erfahrung sammeln“. Natürlich ärgern mich die vier zusätzlichen Strafpunkte. Zumal mein junger Wallach kein Problem mit den Abmessungen hat. Um aber zurück zur positiven Seite meiner imaginären Liste zu kommen: Paul konnte sich trotz des Abwurfs zwei Plätze nach vorne arbeiten. Dementsprechend schwierig muss der Parcours gewesen sein. Im Gelände hatte ich vom ersten Baumstamm an ein super Gefühl. Zudem waren Sprung eins bis drei identisch mit den ersten Hindernissen aus dem CIC**. Ich konnte Paul ganz locker unter mir galoppieren lassen und muss ihn nur selten auffordern seinen Rhythmus zu halten. Ob hoch, ob weit, ob tief oder schräg – das sechsjährige Greenhorn packt einfach alles an. Umso ärgerlicher, dass er sich vom freien Feld in den Wald springend von ein paar Zuschauern ablenken lässt und damit den nächsten Sprung aus seinem Sucher verliert. Sauer bin ich in solch einer Situation aber eher auf mich. Ich könnte ja auch mal ein paar Meter früher spüren, dass der Motor ins Stocken gerät und vielleicht sogar gleich ausgeht. Aber ich bin dann so im „Carl-Modus“, dass ich ganz vergesse, dass ich ja auf Paul sitze. Und bei ihm kann noch nicht alles so selbstverständlich sein, wie bei meinem erfahren Pfadfinder. Übrigens kam Paul trotz der Verweigerung an Sprung 15 fünf Sekunden unter der Zeit ins Ziel. Das empfand ich als Bestätigung seines Galoppiervermögens. So kam es, dass sich bei mir bis zur Ankunft am heimatlichen Stall ein zufriedenes Gefühl einstellte. Mit dem festen Vorsatz beim kommenden Jahresabschlussturnier in Ströhen nicht die gleichen Fehler zu machen, brachte ich Paule in den Stall.