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Mai 2014 – Viel Licht und ein bisschen Schatten

Mai 2014 – Viel Licht und ein bisschen Schatten

Mein großes Premierenwochenende stand auf dem Plan. Da mir das Turnier in Everswinkel vergangenen Saison schon so super gefallen hatte, empfand ich es als den richtigen Ort, um ein doppeltes Debüt zu geben. Paul sollte dort sein erstes CIC* gehen und mit Carl wollte ich den Schritte ins CIC** wagen.

Dank der letzten Tipps von Bettina auf dem Abreiteplatz, ging ich zwei Mal mit einem guten Gefühl ins Viereck. Dementsprechend gelang uns der Start schon ganz ordentlich: Carl lief eine brave Runde. Er ging entspannt Schritt und ließ sich alle neuen Lektionen problemlos reiten. Bis auf ein kleines Missverständnis bei der Einleitung zum zweiten Travers – mein Ire wollte lieber angaloppieren – hatten wir keine Patzer. Wenn sich sein Nervenkostüm in der Dressur weiterhin so stabilisiert, dann lassen sich in den kommenden Aufgaben sicherlich auch ein paar Höhepunkte herausreiten. Bei Paul hatte mich mein Gefühl in Kamp-Lintfort nicht getrübt. Er fühlte sich auf dem großen Platz einfach viel wohler und konnte seine riesige Übersetzung auf den 60 Metern voll ausspielen. Mit einer Selbstverständlichkeit, die mir unheimlich viel Spaß macht, steuerte ich ihn durch die neue Aufgabe und wurde mit einer 44er Dressur belohnt. Platz sechs von 76 Startern. Da war ich schon ein wenig stolz auf das Riesenbaby.

Spannend wurde es am zweiten Turniertag. Das Gelände stand auf dem Plan. Anspruchsvoll, aber gerecht, mit viel Strecke zum Galoppieren. So wie es meine Jungs am liebsten haben. Vormittags machte Paul den Anfang. Inzwischen braucht er nur noch den ersten Sprung um sich voll und ganz auf die Aufgaben zu konzentrieren. Er ließ sich über jeden Baumstamm und Tisch nur so fliegen. Sprang ohne zu zögern vom hellen Feld in den dunklen Wald und wieder zurück. Bis Sprung sechs. Ohne zu zögern überwand Paul den Wassereinsprung und bekam dann keinen Boden unter die Füße. So machte ich meinen ersten Bademeister. Ich war so sauer, dass ich vor Wut auf die Wasseroberfläche gehauen habe. Paul stand mit etwas unsicherem Blick neben mir und guckte mich an, als ob er fragen wollte, was ich denn da neben ihm machen würde. Zum Glück ist nichts passiert, was sich mit einer schnellen Dusche nicht wieder beheben ließ. Aber auch Paul war so unzufrieden mit seiner Leistung, dass er den ganzen Tag völlig unausstehlich war. Das legte sich auch erst am Sonntag wieder, nachdem ich ihn zur leichten Arbeit aus der Box geholt hatte. Und mein Carl? Der bewies einmal mehr, was für ein tolles, tolles Pferd er ist. Dort wo ich seine Hilfe brauche ist er da. Dreht sich noch zwischen den roten und weißen Fähnchen hindurch oder lässt sich einfach fliegen. Er findet seine optimale Linie von ganz alleine. Ich bin nur für Rhythmus und Richtung verantwortlich. Es ist einfach ein unbeschreiblich geniales Gefühl mit diesem Iren im Cross unterwegs zu sein. Selbst als ich an Sprung 18 meinen Steigbügel verloren habe und nicht mehr den allerschönsten leichten Sitz zeigen konnte, ist Carl unverdrossen weitergaloppiert. Mit nur acht Sekunden über der Zeit, beendeten wir unseren ersten 2*-Cross. Genial!

Von Rang 15 starteten wir ins Springen. Wenn uns im Parcours nicht allzu viel passieren würde, hätte ich bei der Premiere direkt ein Schleifchen. Doch leider ist das nicht immer so planbar. Bei allerschönstem Wetter machten wir uns am Sonntag zu letzten Teilprüfung auf. In seiner typischen Art chillte Carl den ganzen Tag in seiner Box und wartete quasi nur auf seinen großen Auftritt. Wer jetzt denkt mein Pfadfinder wäre müde, irrt gewaltig. Leider war er so motiviert und im Vorwärts, dass uns auf dem hügeligen Platz drei Springfehler unterliefen. Ehrlich gesagt war ich schon enttäuscht. Denn dieses Ergebnis spiegelt überhaupt nicht wider, wie fit und engagiert Carl im Parcours unterwegs gewesen ist. Allerdings hatten meine Konkurrenten auch einige Fehler, so dass wir zum Schluss auf Rang 18 landeten. Damit war sicher, dass Carl und ich bei unserer CIC**-Premiere eine Platzierung innehatten. Was will ich mehr?!