Dressur | Springen | Vielseitigkeit | Ausbildung für Pferd und Reiter
Ich muss nachsitzen im Parcours. Um die Dressur mache ich mir nie Sorgen. Durch meine erfolgreichen Starts mit Sky habe ich mir eine gewisse Lässigkeit erworben. Im Gelände hat mir zuerst Carl und jetzt auch Paul ein unglaubliches Selbstvertrauen gegeben. Nur im Springen habe ich manchmal einen Knoten im Kopf. Deshalb und weil Curt dieses Jahr noch nicht so viel unterwegs war, war ich vergangenes Wochenende in Duisburg, statt die Rheinischen Meisterschaften in Hünxe zu reiten. So peinlich es ist: Zuhause funktioniert es sowohl mit Curt als auch mit Paul ohne Probleme. Aber auf Turnier wäre ich gerne selbstsicherer im Parcours unterwegs. Unsere knubbelige Kanonenkugel Curt stört das nicht. Ihn stört es auch nicht, dass er zu den kleinsten auf dem Abreiteplatz zählt, oder dass da so viele Schimmel rum rennen und er als Brauner aus der Reihe fällt. Curt packt seine Aufgabe einfach an. Mit jeder Runde gewinnt er im Stangenwald mehr Übersicht. Hielt er im Herbst vergangenen Jahres noch komplett in der ersten Prüfung die Luft an, waren es in Duisburg nur die ersten beiden Sprünge an denen Curt nicht zum Atmen kam. Das belohnten die Richter mit einer 7,5 und Platz 9. In der Springpferde M am Nachmittag zeigte der siebenjährige Turnierneuling seine bisher schönste Runde. Ebenfalls mit einer Note von 7,8 wurde Curt vierter. Damit verlängert er seine lupenreine Bilanz um ein weiteres Turnier. Mit einer Ausnahme hat er bei jedem Start mit mir eine Schleife mit nach Hause gebracht. In dieser Hinsicht macht er Paul fast ein bisschen Konkurrenz.
Wer das Schleifensammeln noch ein bisschen lernen muss, ist unser Neuzugang Frida. Seit vier Wochen steht die bunte braune Stute bei uns und hat sich prima eingelebt. Sogar über Stangen und Baumstämme habe ich sie schon hüpfen lassen. Aber von ihrer Veranlagung her ist sie nun wirklich ein reines Dressurpferd. In Duisburg gab sie bei uns ihre Turnierpremiere. Zwar guckt sich die sechsjährige Stute neugierig um, aber sie hat sich nie aus der Ruhe bringen lassen und immer schön mitgearbeitet. In der Prüfung kam ich von Runde zu Runde mehr zum Reiten. Wenn Frida mal die Kraft hat ihren Körper zu bedienen, wir sie ein ganz tolles Pferd. Nun soll sie die kecke Stute zu allererst in Ruhe entwickeln.
Paul hat ein neues Hobby: Schleifen sammeln. Vergangenes Wochenende ist Platzierung Nummer sieben hinzugekommen. Und das nur aus dieser Saison. Wo vergangenes Jahr noch der Knoten fest saß und wir unsere Leistung nicht bis ins Ziel bringen konnten, hat sich diese Saison alles zum Guten gewandelt. So auch in Holzerode. In der Dressur nähert sich Paul meinem gesteckten Ziel – eine drei vor dem Komma – mit taktsicheren Tritten. Dieses Mal waren es glatt 40 Miese und Rang drei hinter Sara Algotsson und Janet Wiesner. Ich hatte mein Pferd eigentlich zu früh fertig auf dem Abreiteplatz. Wenn die Prüfung fünf Minuten eher losgegangen wäre, hätte ich Paul noch besser präsentieren können. Aber das ist jetzt gerade wirklich meckern auf hohem Niveau. Über mein Springen kann ich sorgenlos meckern, das hatte kein Niveau. Wirklich, ich bin so eine Kaffeetour geritten, dass wir mit neun Fehlern für Zeitüberschreitung nach Hause gekommen sind. Plus unser obligatorischer Springfehler. Ich kann es einfach noch nicht abstellen. Das nervt mich wirklich gewaltig. Trotz alledem lagen Paul und ich nach den ersten beiden Abschnitten auf Platz neun. Ob ich es irgendwann mal schaffen werde, dieses außergewöhnliche Pferd so vorzustellen, dass ich ihm in jeder Teildisziplin gerecht werde? Trotz seiner Größe und des sensiblen Nervs, habe ich schon beim Ausprobieren vor drei Jahren etwas in ihm gesehen. Auch wenn ich den Sprung nur aus dem Trab anreiten durfte, weil Gas und Bremse noch nicht richtig justiert waren, konnte mich Paul auf Anhieb überzeugen. Diese Überzeugung habe ich nie verloren. Auch nicht als er sich überlegte, noch zwei bis zehn Handbreiten zu wachsen. Vor zwei Jahren gewann ich in Hünxe die Geländepferde A. Seit dem ist jedes Jahr ein Stern hinzugekommen. Vergangenes Wochenende bewies mein erwachsen gewordener Youngster im hügeligen Gelände, dass er auch das Galoppieren am Berg nicht scheut. In seinem ersten CIC** schnürte er durchs Gelände, als ob es das normalste der Welt wäre. Paul ließ alle technischen Abfragen aussehen, wie Gymnastikreihen. Frisch und munter, ohne Kratzer, brachten wir 2,8 Zeitfehler mit ins Ziel. Damit waren wir drittschnellstes Paar im Gelände. In der Endabrechnung hieß das Platz vier hinter so klangvollen Namen wie Wega, Zilia, Khira. Während die schwedische Nationalhymne angestimmt wurde, hörte Paul total aufmerksam zu und war sich bombensicher: Die Musik wird nur für mich gespielt. Eingebildeter Schlumpf. Ich werde ihm noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Hymnen geben, aber dann hat er für mich wirklich alles, was ein Pferd braucht um weiterhin erfolgreich die Sterne zu sammeln.
Zugegebenermaßen war ich vor diesem Turnier doch etwas nervöser als sonst. Schließlich gibt man nicht alle Tage seine Premiere auf Intermediate-Level. Mit den super Resultaten aus dem Vorfeld fühlte ich mich schon gut vorbereitet, aber der innere Druck baute sich dafür umso mehr auf. Erst recht mit diesem Starterfeld im Nacken. Oliver Townend, William Fox-Pitt, Blyth Tait, Bill Levett, Lucinda Fredericks und und und. Mal ganz ehrlich: Das sind die Reiter, die man sonst nur im Fernsehen über die ganz dicken Kurse reiten sieht. Die meisten davon sind vor drei Tagen noch in Badminton unterwegs gewesen. Jetzt stehe ich mit denen auf einem Papier und muss meine Leistung bringen. Die Fokussierung auf das Wesentliche ist mir schon mal leichter gefallen. Andererseits, was sollte mir passieren? Schließlich hatte Paul Poppys Glückszöpfe drin. Als sie das vorige Mal eingeflochten hatte, gewannen wir die Prüfung. Nach einer ordentlichen Dressur – ich wollte bewusst keine Ergebnisse und Platzierungen wissen – und einem Springen mit einem Abwurf (der übliche Reiterfehler:-(), stand das Gelände auf dem Plan. Gleich bei unserer Ankunft auf dem Turnierplatz sind Bill und ich den Kurs zusammen abgegangen. Das ist inzwischen schon eine liebgewonnene Routine von uns. Ich gehe voran und mache Vorschläge für den Weg und er zeigt mir noch mehrere Alternativen das Hindernis anzureiten. Eine wirklich lehrreiche Runde ist das jedes Mal. Und dann passierte was wirklich Geniales: Mein siebenjähriger Youngster marschierte durch das Gelände von Aston Le Walls, als ob er jeden Tag dicke Tische, hohe Hecken und anspruchsvolle Hindernisabfolgen springen würde. Ich konnte Paul schon ein paar Meter später aufnehmen als in Withington und er brauchte weniger Zeit um seine Aufgabe zu erkennen. Im Ziel waren wir drei Sekunden unter der Zeit. Ich bin ihm einfach nur noch um den Hals gefallen und habe fast angefangen zu heulen, so genial war diese Runde. Die Ansage der Sprecherin „Jorn Warner picked up the lead“, habe ich gar nicht gehört. Mir war es auch egal! Nachdem ich mein Pferd fertig versorgt hatte, bin ich zur Meldestelle und traute meinen Augen nicht. Nach Lage der Ergebnisse konnten Paul und ich in unserer ersten Intermediate schlechtesten falls dritter werden. Dass Bill und Oliver jeweils mit Zeitfehlern ins Ziel kamen, ermöglichte mir die Prüfung zu gewinnen. Ich würde sagen, damit hat Poppy ihren Job als Einflechterin auf Lebenszeit bei mir sicher. Manchmal ist die Welt echt surreal.
Cheers,
Jörn
Heute ist mir noch einmal bewusst geworden, dass ein perfekter Tag nicht unbedingt mit einer goldenen – oder in meinem englischen Fall mit einer roten – Schleife enden muss. Eine orangefarben kann auch sehr zufrieden machen. Nach zwei Wochen turnierfrei war die Prüfung in Withington eine Aufbaurunde für Paul. Wie gewohnt absolvierte er eine souveräne Dressur. Zumindest gut genug, dass ich mir nach unserer Aufgabe einen coolen Spruch einfing. Frei übersetzt sagte der nachfolgende Reiter zu mir: „Du Arsch! Das war eine wirklich schöne Runde. Und wie soll ich jetzt reiten?“ Nachdem ich kurz irritiert war, an den britischen Humor muss man sich wirklich gewöhnen, musste ich doch sehr grinsen. Wenn das mal keine Anerkennung ist. Extra motiviert durch diese Aussage bereitete ich Paul auf das Springen vor. Inzwischen haben wir unsere kleinen Rituale während eines Turniertages entwickelt. So auch zwischen den einzelnen Disziplinen. Ich werde das natürlich hier nicht verraten. Das ist Paul und mein Geheimnis. Jedenfalls spürte der Gute meine Motivation und setzte das am Sprung super um. Er wollte einfach keinen Fehler machen. Einzig sein Reiter hinderte ihn an einer Nullfehler-Runde. Am letzten Sprung war ich nicht ganz auf der Höhe, deswegen reichte die Weite am Oxer nicht. Ganz leicht, nur mit der Zehe, berührte Paul die hintere Stange. Leider lösten die Sicherheitsauflagen direkt aus und der Fehler war da. Sehr ärgerlich! Aber nicht mehr zu ändern. Deswegen sprang Paul nicht weniger gut.
Wie schon bei den anderen Turnieren sind Bill und ich das Gelände gemeinsam abgegangen. Seine Tipps sind wirklich hilfreich und seine Sichtweise, wie man sicher und überlegt durch einen Cross reitet, fasziniert mich. Obwohl wir null und unter der Zeit ins Ziel kamen, war Bill mit der Geländerunde bei meinem Sieg in Sapey nicht ganz zufrieden. Das wollte ich heute unbedingt ändern. Jeden Sprung bewusst anreiten, dem Pferd immer Selbstvertrauen geben, der Weg ist das Ziel. Hört sich alles so einfach an. Ist es aber nicht. In Withington ist mir so eine Runde trotzdem gelungen. Es war unterwegs einfach nur ein krasses Gefühl. Kein Zögern, kein unsicherer Moment. Und auch die vielen Menschen haben Paul nicht mehr so abgelenkt, wie noch in der vergangenen Saison. Die zehn Sekunden über der Zeit machen da nichts. Mein Greenhorn soll fit und selbstbewusst sein, wenn wir in Houghten an den Start gehen. Dafür sind wir definitiv in die richtige Richtung unterwegs. Außerdem ist ein Endergebnis von 34,6 Miesen immer noch ordentlich. Jetzt haben Paul und ich in Aston le Walls und Houghten noch zwei große Aufgaben vor der Brust. Ich freu mich schon jetzt sehr darauf.
Cheers,
Jörn
Ein bisschen hatte ich ja schon ein schlechtes Gewissen, Paul nach seiner guten Leistung vom Samstag nur vier Tage später wieder ins Rennen zu schicken. Allerdings habe ich den Start vorher sowohl mit Bettina, die seit einigen Tagen ebenfalls ihre Zelte in England aufgeschlagen hat, besprochen, als auch mit Bill darüber geredet. Schon beim Abreiten für die Dressur zeigte Paul mir deutlich, wie frisch und motiviert er ist. So ein gigantisches Gefühl hatte ich vorm Einreiten noch nie bei ihm. Leider habe ich im Viereck übersehen, dass es eine Ecke mit tieferem Boden gab. Das kann Paul im großen Gang noch nicht ausgleichen. Aber er hat sich nur ganz kurz erschrocken und trabte dann unvermindert locker weiter. Dieser kleine Patzer führte jedoch dazu, dass ich nicht so ganz zufrieden war mit unserer Vorstellung. Zumal ich mich auch noch verritten haben (Ich schäme mich auch ein bisschen dafür.) Zum Glück sahen die Richter das etwas anders. Mit 26 Minuspunkten hatten wir nach der Dressur Rang vier inne. Bei all diesen weltbekannten Namen auf der Startliste, war ich dann doch ziemlich zufrieden. Diese Zufriedenheit steigerte sich im Parcours. Bill war den Kurs mit mir abgegangen und half mir auch beim Abspringen. Schon auf dem Abreiteplatz wäre ich fast runter gefallen, weil Paul mit so viel Kraft in die Luft sprang. In dem sehr anspruchsvollen Springen schafften wir eine Runde ohne Fehler. Was mich natürlich zu einem Dauergrinser werden ließ. Was aber dann im Gelände kam, übertraf alle meine Erwartungen. Wie an der Schnur gezogen lief Paul durch den Cross. Auch wenn er hier und da noch ein, zwei Sekunden länger braucht, um die Situation zu erfassen, habe ich ihn doch immer vor mir und nicht einmal das Gefühl, der Motor geht gleich aus. Da Paul so frisch war, habe ich ihn heute auch einfach galoppieren lassen. Das Ergebnis: völlig unangestrengt zehn Sekunden unter die erlaubte Zeit. Das heißt, wir beendeten die Prüfung in Sapey mit unserem Dressurergebnis von 26 Punkten. Das heißt, die Gewinner der Novice-Prüfung sind Paul und ich. Ihr erlebt mich sprachlos und unglaublich stolz auf meinen Youngster. Der hat jetzt knapp drei Wochen turnierfrei, bevor wir uns neuen Herausforderungen stellen.
Cheers,
Jörn
Heute nun Pauls und mein zweiter Auftritt beim englischen Turnierzirkus. Ich habe gestern schon soweit alles vorbereitet, weil es heute um 5.30 Uhr losging. Doch dieses Mal war ich nicht alleine. In Weston Park startete Bill am gleichen Tag mit zweien seiner Youngster. Und er hat sich bei all dem Stress noch für mich Zeit genommen. Bei der Aufgabe hat er zugeguckt und fürs Springen hat der vielbeschäftigte Mann mit mir abgeritten. Nach dem schönen Wetter der vergangenen Woche hatten Paul und ich in diesen beiden Disziplinen auch nicht mehr mit einem schweren Boden zu kämpfen. Die Dressur zumindest lief deutlich besser. Keine groben Patzer, aber auch keine großen Höhepunkte. Leider kommt mir das Genick in der Aufgabe immer noch ein Tick zu hoch. Zwei fingerbreit tiefer und ich könnte den Rücken aktiver halten. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Jedenfalls war den Richtern unser Test 30 Miese wert – zweitbestes Pferd nach der Dressur! Im Springen hatte ich einen um. Vorher hatte mir Paul aber zweimal so dermaßen den Hintern gerettet, dass er sich diesen erlauben durfte. Zumal mir beim Abgehen schon klar war: „Den Sprung treffe ich nicht“. Ich hoffe, ich komme irgendwann mal dahin es nicht nur vorher zu wissen, sondern auch vorher etwas dagegen unternehmen zu können. Zum Gelände wurde es nochmal richtig spannend. Gespickt mit drei Wassern, vielen Folgen mit a,b,c sowie einigen sehr schmalen Pömpeln, fand ich den Kurs recht anspruchsvoll. Aber alles kein Grund zur Sorge. Doch bis ich überhaupt beim Start war, lagen meine Nerven etwas blank. Meine Geländekappe ist nämlich so alt, dass die Innschrift des Sicherheitsstandards nicht mehr zu erkennen ist. Deswegen konnten mir die Stewards keinen dieser grünen safty-Aufkleber geben. Den brauchst du aber für deinen Helm um überhaupt ins Geländen starten zu dürfen. Ich also wieder zurück zum LKW. Meinen netten Nachbarn, die mir Paul sowieso schon abkaufen wollten, noch bevor er überhaupt durch den Cross gelaufen ist, in die Hand gedrückt und nach meiner neuen Kappe gesucht. Es ist ja nicht so, dass ich keine Hüte hätte … Gott sei Dank hatte ich von Bill heute Morgen gelernt, dass die Startzeiten kein „must“ sind sondern nur eine Richtzeit. Boschi wird fluchen, wenn sie das hört. War sie doch froh mich in Deutschland endlich zeitlich auf Zack zu haben. Jedenfalls startete ich mit neuem Helm und grünem Klebedings ins Gelände. Geil, geil, geil!!! Wie auf dem Platz der Bundeswehrsportschule turnt Paul einfach über diese Dinger, die ihm da einer in den Weg stellt. Er lässt sich null ablenken. Der zweite Cross also, den wir ohne Fehler und nur zwei Sekunden über der Zeit beendeten. Danach musste ich Paul ganz schnell aufladen, sonst hätten ihn meine Nachbarn endgültig mitgenommen. Ihr könnt euch mein strahlendes Gesicht sicherlich vorstellen. Ich bin so happy. Ob ich platziert bin? Keine Ahnung! Ist auch egal. Ich nehme ein unbeschreibliches Gefühl mit nach Chipping!
Cheers,
Jörn
Paul hat heute einen offiziellen Beschwerdeantrag gestellt: nur weil sein Vater Holländer ist, möchte er nicht die ganze Zeit mit dem Wohnwagen unterwegs sein! Sorry Paul! Darauf können wir zurzeit keine Rücksicht nehmen. Nachdem unser ursprünglich genanntes Turnier in Goaring Heath abgesagt wurde, sind wir heute Morgen um halb acht an die Südküste gefahren. Die Besitzer von Somerley Park waren so nett, für das ausgefallene Turnier Ersatzprüfungen auszuschreiben. Aber auch hier sind die sintflutartigen Regenschauer am Boden nicht spurlos vorbei gegangen. Gut nur, dass es hier scheinbar Land ohne Ende gibt und die sechs Dressurviereck immer wieder verschoben werden konnten, so dass der Boden einigermaßen erträglich war. Zumindest für englische Pferde. Paul fand es doof. Er hatte mit seiner großen Übersetzung auf dem kleinen Viereck (20×40) und dem zusätzlich tiefem Boden, echte Probleme. Ähnlich erging es ihm im Springen. So eine schlechte Runde hat er noch nie abgeliefert. Hinzu kommt in diesen beiden Disziplinen, dass Paul sich am Anfang der Saison gerne ablenken lässt. Peinlich, peinlich! Schließlich bin ich ja nicht nach England gefahren um schlechter zu reiten als Zuhause. Zu unserer Ehrenrettung muss ich sagen, dass Paul aber das beste Pferd im Gelände war! Und ärgerlicher Weise damit nur um 0,2 Punkte an der Platzierung vorbei geschrammt ist. Eine Stange weniger unten und wir hätten es mit Weile geschafft. Jetzt bin ich erstmal froh, dass wir unsere Premiere hinter uns gebracht haben und das sich die Winterarbeit im Gelände auszahlt. Dressur und Springen bekommen wir wieder in den Griff. Nächste Woche gibt es ja schon eine neue Chance. Dann in Weston Park.
Cheers,
Jörn
Regelmäßig bin ich im Dressursattel unterwegs und auch als Vielseitigkeitsreiter nehme ich an Turnieren teil. Die einzige Disziplin, die in den vergangenen Monaten ein bisschen auf der Strecke geblieben ist, war das Springen. Klar reite ich Carl und Paul auch mal zur Vorbereitung oder Korrektur durch einen Parcours. Aber mit so einem echten Springer unterwegs zu sein, ist doch noch mal etwas ganz anderes. Und jetzt habe ich wieder einen unterm Sattel. Naja zumindest, wenn er nicht gerade als Freizeitpferd mit meiner Schwester unterwegs ist. Das Leben ist nun für Curt allerdings erst mal vorbei. Denn wer auf Anhieb in seinem ersten Springpferde M vierter wird, der kann nicht nur sein ganzes Leben chillen. Dieses kleine Kraftpaket hat eine Selbstverständlichkeit am Sprung, die keinerlei Zweifel an seiner immensen Motivation aufkommen lassen. „Da geht’s rüber“, ist stets das Motto des sechsjährigen Wallachs von Completto – Contendro x Abanos. War er in der ersten Prüfung auf Gut Volkardey noch etwas von der Atmosphäre in der Halle eingeschüchtert, ließ sich Curt im M richtig fliegen. Ob vor oder zurück, eng oder weit – der Kleine hat sich richtig gut reiten lassen. Übrigens haben wir mit dieser Platzierung unsere lupenreine Serie fortgesetzt: erste Springpferde A – gewonnen. Erste Springpferde L – vierter. Erste Springpferde M – vierter.
Eine lupenreine Bilanz können auch Petra und Mimi aufweisen. Wie erwartet füllen die beiden zurzeit die Lücken im Erfolgsdatenkonto gut auf. Bei fünf Starts in M-Dressuren sind drei Platzierungen und eine erste Reserve herausgekommen. Dabei lieferten sie mit Rang zwei auf Gut Volkardey die bis dato beste Prüfung ab. Viele Dressurpferde hatten Probleme in der guckigen und hellhörigen Halle in Ratingen, doch Mimi schnürte ohne Zucken durch die Aufgabe. Das hätte man vor einem guten Jahr auch noch nicht von ihr erwarten können. Inzwischen hat die Siebenjährige aber eine tolle Turnierroutine und lässt sich so schnell nicht mehr erschüttern. Durch die häufigeren gemeinsamen Auftritte, erlangt auch Petra ihre gewohnte Nervenstärke im Viereck zurück und reitet unser Baden-Württembergisches Projekt so gut wie im täglichen Training.
Ich muss sagen, mit unseren guten jungen Pferden sind wir gerade in allen drei Disziplinen bestens aufgestellt. Das Jahr 2015 kann kommen.
Bis zum abschließenden Geländeritt in Ströhen habe ich mir wirklich nie Gedanke über die Frage gemacht, ob Hufeisen wirklich Glück bringen. Ich bin nämlich überhaupt nicht abergläubisch! Dennoch war das die bleibende Frage auf der Heimfahrt.
Aber von Anfang an: Das Dressur inzwischen Pauls Steckenpferd ist, brauche ich nicht mehr zu erwähnen. Egal, welches Gefühl ich auf dem Abreiteplatz habe, sobald wir ins Viereck kommen, gibt er einfach noch mal eine Schippe mehr für mich. Und trotzdem ist Pauls Qualität dort noch nicht ausgereizt. Ich bin mir sicher – da geht noch mehr. Für’s Erste kamen wir in Ströhen mit einer 45er Dressur aus der Aufgabe. Prädikat: zufriedenstellend!
Das Springen jedoch toppte meine Erwartungen an den Youngster. Endlich, endlich schafften wir die ersehnte Nullrunde im Parcours. Das kurzfristige Training vorm Turnier bei Bettina trug Früchte. Alles, was sie mir in Warendorf mit auf den Weg nach Ströhen gegeben hatte, konnte ich ohne Probleme umsetzen. Die Belohnung war Rang eins nach Dressur und Springen. Stellt euch mein dauergrinsendes Gesicht vor! Sicherlich, bis jetzt lieferte Paul immer gute Leistungen ab und wir waren nach den ersten beiden Teilprüfungen meistens gut platziert. Aber mit einem sechsjährigen Pferd Overnight Leader zu sein, hat mich besonders stolz gemacht. Bis hier hin würde ich übrigens auch bestätigen, dass Hufeisen Glück bringen. Zumal Paul ja auch immer gleich vier davon bei sich trägt 😉
In der Nacht fing es, wie vom Wetterdienst vorhergesagt, an zu regnen. An sich nichts Schlimmes. Doch der Boden im Tierpark Ströhen war durch die vorangegangenen Wetterkapriolen schon genügend beansprucht. Beim Abgehen der Geländestrecke war mir klar geworden, dass er nicht so viel mehr Wasser vertragen würde. Also lag ich nachts im LKW und zählte jeden Regentropfen der aufs Dach prasselte. Ich hatte eine Stunde lang ordentlich etwas zu tun. Doch wie angekündigt, hörte der Schauer pünktlich nach einer Stunde auf und ich konnte beruhigt einschlafen. Das bisschen Wasser …
Am nächsten Morgen hatte ich schon ein komisches Gefühl. Noch nie bin ich als Letzter auf die Strecke gegangen. Zu warten, bis die ganzen bekannten Namen im Ziel waren und dann noch selber an den Start zu müssen, war einfach komplettes Neuland. Sobald ich allerdings auf Pauls Rücken saß, waren alle wirren Gedanken weg. Dafür kam das gute Gefühl zurück. Wir waren voll motiviert – bis Sprung fünf. Ich hörte ein Eisen klappern. Hoffte nur, es möge bis zum Ziel halten. Das tat es auch. Jedoch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
An besagtem fünftem Hindernis hatten Paul und ich auch den ersten Steher. Ein Reiterfehler, weil ich ihn mal wieder alleine gelassen hatte. Bis Sprung 20 lief es dann wie am Schnürchen. Auch wenn der Sieg schon weg war, hatten wir immerhin noch eine reelle Chance auf eine gute Platzierung. Allerdings unterlief mir am Coffin ein ähnlicher Fehler wie am Anfang des Kurses und Paul war sich nicht sicher, ob er zuspringen sollte. Er tat es nicht. Meine Enttäuschung über diesen verpatzten Ritt war immens. Zu allem Überfluss war das lose Eisen verloren gegangen. Als ich später an der Meldestelle war, um nach dem Eisen zu suchen, kamen mir schon die Leute entgegen und fragten mich nach der Gesundheit von Paul. Erst da erfuhr ich, dass mein tapferes Pferd tatsächlich an Sprung fünf seinen Schuh verloren, aber ihn bis mindestens Hindernis 20 im Schweif hatte. Eine unglaubliche Geschichte, die ich ohne einen Fotobeweis von Roland Hograebe auch nur schwer hätte glauben können. So war es Glück im Unglück, das nicht mehr als ein paar Kratzer passierten. Trotzdem fuhr ich geknickt nach Hause. Es kann schließlich nicht sein, dass ich so ein geniales Pferd nur mit Steher durch den Cross bekomme. Also? In diesem Jahr steht nicht nur Winterarbeit für meine Pferde auf dem Plan. Auch ich muss dringen konsequent an mir weiterarbeiten, damit diese Fehler 2015 nicht mehr passieren. Schließlich soll Paul sich seine verdienten Schleifen auch abholen können.
Um noch auf die anfängliche Frage, ob Hufeisen Glück bringen, zurück zu kommen – Ich glaube ja! Und beim nächsten Gelände haben wir das Glück auch wieder fest im Griff. Und sei es nur gut unter Pauls Füße genagelt.
Mit einer Platzierung in Dressurpferde A kam Di Layla vor einem Jahr zu uns. Zu Hause lief die damals Sechsjährige schon auf einem sicheren L-Niveau. Aber auf dem Turnier wollte es nicht so richtig klappen. Damit wir die Ausbildung der talentierten Stute weiter voran bringen konnten, gab die Besitzerin sie uns mit. Schnell lernte sie alle wichtigen Lektionen der Klasse M und in der Winterarbeit ließ sich unsere Streberin bis zur Klasse S fördern. Siebenjährige nahm ich Di Layla wieder mit aufs Turnier und konnte sie auch gut in der schweren Klasse platzieren. Da unsere Mimi leider zum Verkauf steht und in diesem Zuge eine große Schleifensammlung von Vorteil wäre, sah ihr Erfolgskonto für Interessenten etwas gewöhnungsbedürftig aus: 1×2. Drpf A und 1×5. S*.
Trotzdem haben wir nach dem erfolgreichen Ausflug in die Klasse S das Tempo etwas herausgenommen. Meine Freundin übernahm Mimi wieder und hat weiter an der Sicherheit in fremden Vierecken gearbeitet. Das zahlt sich so langsam aus. Di Layla beginnt mit großen Schritten die Lücken in ihren Sportdaten zu füllen. So platzierten sich die beiden am vergangenen Wochenende auf der Reitanlage der Familie Löckenhoff in einer M**. Für eine souveräne Runde ohne grobe Fehler gab es 64,9 Prozent und damit Rang vier. Leider konnte ich nicht dabei sein. Allerdings mangelte es Petra nicht an Unterstützern. Wie auch schon bei Mimis erster Schleife mit uns, war ihre Besitzerin mit von der Partie – ein wahrer Glücksbringer. In den kommenden Wochen darf Di Lalya ihr Erlerntes noch ein paar Mal präsentieren, bevor es endgültig in die Winterpause geht. Vielleicht sieht das Erfolgskonto für den geneigten Betrachter bis dahin „normaler“ aus.