Dressur | Springen | Vielseitigkeit | Ausbildung für Pferd und Reiter
Ich muss mich nach diesem grandiosen Dressurtag von Bettina und Micky einfach an Ingrid Klimkes Leitspruch „Reite zu deiner Freude“ anlehnen. Denn das, was der bildhübsche Wallach und seine nach über dreißig Jahren Spitzen-Leistungssport immer noch hoch motivierte Reiterin in der Arena von Strzegom gezeigt haben, war Reiten zu meiner Freude.
Schon als die Noten der ersten Grußaufstellung auf den Videoleinwänden sichtbar wurden, ging ein Raunen durch die Reihen – 8-9-8 – das ist einfach ein Ausrufezeichen! Und Bettina ließ mit Micky noch viele folgen. Das eingespielte Paar konnte die anspruchsvolle Aufgabe wie ein Kinderspiel aussehen lassen. Zu den Höhepunkten zählten die Verstärkungen, aber auch der losgelassene Schritt sowie die feine und sichere Anlehnung. Nicht umsonst bekam Bettina zwei Mal die 10 für ihren Sitz. Eine davon gab es von Dr. Ernst Topp. Der hat diese Note wohl in seiner bisherigen Richterlaufbahn angeblich noch gar nicht vergeben. Schwer nachzuprüfen, aber weil es so schön ist, will ich es einfach mal glauben. Jedenfalls stehen Bettina und Micky zu recht an der Spitze des Leaderboards und auch zu recht mit einem deutlichen Abstand. Kein Pferd war so losgelassen, durchlässig und gut an den Hilfen seines Reiters wie der westfälische Wallach.
Und das ist auch schon das ganze Geheimnis. Ich habe viele qualitätsvolle Pferde auf den Plätzen in Strzegom gesehen, deren Reiter es leider nicht immer schaffen, das ganze Potential abrufen zu können. Wäre dies der Fall, würde die ohnehin schon sehr dichte europäische Spitze noch näher im kleinen -20er-Bereich zusammenrücken. Meiner Meinung nach sollte nicht von Seiten der Verbände versucht werden an den Regularien etwas zu ändern, nur damit es so positive Ausreißer wie eine Bettina Hoy nicht mehr gibt. Auch bei den Zehnkämpfern gibt es Disziplinen die die Athleten besser können, vielleicht sogar so gut wie die Spezialisten. Warum sollten sie dann nicht vorne liegen? Am Ende müssen alle Athleten, oder in unserem Fall Pferd/Reiter-Paare alle Disziplinen absolvieren, bevor abgerechnet wird. Da kann der Vorsprung noch so groß sein, wenn am Geländetag oder beim abschließenden Springen der Wurm drin ist, hilft auch der größte Vorsprung in der Dressur nicht. Und das ein gut gymnastiziertes Pferd, welches sicher an den Hilfen steht, nicht zu einer Gefahr im Gelände wird, beweisen Pferde wie Micky, aber auch Hale Bob, Sam und Samourai du Thot. Nur weil der Fokus auf ein gut gerittenes Pferd gelegt wird, verschiebt sich nicht der Schwerpunkt des Trainings. Dressurmäßige Arbeit findet eben nicht nur im Sattel mit langem Blatt statt, sondern sobald ich mit meinem Hintern auf dem Pferd sitze. Dann kommen auch solche guten Ergebnisse wie bei Bettina und Micky heraus. So macht Reiten Freude!
peb